Biblische Motive
Christus
Die Darstellung gehört zu einer Reihe verschiedener christlicher bzw. biblischer Motive in den Rauschenberger Öfen. Der grundsätzliche Aufbau ist bei allen biblischen Motiven gleich. Die Person ist als Halbfigur dargestellt. In der linken Hand hält sie ein Attribut.
In einem Architekturrahmen ist Christus zu sehen. Er trägt ein antikisierendes priesterliches Gewand, das vermutlich den besonderen nahtlosen Rock darstellen soll. Christus langes Haar ist nach hinten gekämmt und fällt ihm bis über die Schultern; sein Vollbart ist in der Mitte geteilt.
Der rautenförmige Heiligenschein, der Christus gegenüber anderen Heiligen hervorhebt, zeigt Strahlen in Kreuzesform, wobei die untere Spitze des Nimbus durch das Haupt verdeckt wird. Die rechte Hand ist zum Segensgestus gegenüber dem Betrachter erhoben, während die linke Hand die mit einem Kreuz überkrönte und gleichzeitig überkreuzte Weltkugel hält.
Solche Christusdarstellungen als Weltenheiland (Salvator) oder, wenn ein Buch als Attribut beigegeben ist, als Weltenherrscher (Pantokrator) gehören zur Motivgruppe des erhöhten Christus.
Der Rahmen zeigt Renaissancesäulen mit einfachen Kapitellen. Darauf ruht ein mit einer Art Perlstab und Akanthusblättern gezierter Bogen. In den oberen Ecken (Zwickeln) befinden sich glockenförmige Blumen mit kugelförmigen Staubblättern.
Moses mit den Gesetzestafeln
In einem Architekturbogen erscheint Mose als Halbfigur. Er trägt ein antikisierendes Gewand mit reichem Faltenwurf. Der Vollbart ist in der Mitte geteilt. Mit der rechten Hand weist er auf die beiden Gesetzestafeln mit den Zehn Geboten. Die (vom Betrachter) linke Tafel deutet die ersten drei Gebote durch erhabene Linien an, die das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen betreffen, während die rechte Tafel das vierte bis zehnte Gebot anzeigt, die das Miteinander des menschlichen Lebens regeln. Mose trägt schulterlanges gelocktes Haar mit Mittelscheitel sowie Hörner (!), deren traditionelle Darstellung auf eine Fehlübersetzung der ersten lateinischen Bibel zurückgeht. Die Hörner sind mehr als stehende Haarlocke dargestellt.
Die Kachel ist unvollständig. Es sind nur noch zwei Bruckstücke vorhanden; der oberste Teil mit dem Architekturbogen und dem zweiten Horn ist abgebrochen. Das komplette Aussehen ist aus gleichzeitig aufgefundenen weiteren Bruchstücken bekannt. Auffallend ist die unterschiedliche Verwitterung der beiden Hälften.
Der Rahmen ist gleich dem der Christus- und Johanneskachel und bildet eine aus zwei Pilastern und einem Bogen bestehende Architektur, die nach unten mit einer Art Schwelle oder Brüstung abschließt. Die Pilaster sind mit halbkugelförmigen Ornamenten geschmückt, die bereits frühbarock wirken. Die Kapitelle sind an dorische Vorbilder angelehnt; vom aufsitzenden Bogen aus Perlstab und Akanthusreihe ist nur ein Ansatz sichtbar. Im Replikat sind die Zwickel über dem Bogen mit ihren glockenförmigen Blumen mit kugeligen Staubblättern ergänzt. Die Schwelle, die den Rahmen nach unten abschließt, erinnert in ihrer Ornamentik an Rollwerk.
Johannes der Täufer
Die Darstellung gehört zu einer Reihe verschiedener christlicher bzw. biblischer Motive. Die Verwendung christlicher Motive im weltlichen Bereich ist geradezu eine Folge der Reformation. Sie drücken die Bestrebung dieser Glaubensreform durch Illustrationen aus. Die Renaissance hatte eine besondere Vorliebe für die Gestalt Johannes des Täufers.
In einem Architekturrahmen wird Johannes als Halbfigur gezeigt. Das von langen zottigen Haupthaaren und einem spitz auslaufenden Vollbart
umrahmte Gesicht wird von einem traditionell scheibenförmigen Heiligenschein gekrönt. Johannes trägt einen aus langhaarigem Fell gemachten Leibrock,
der von einem Ledergürtel in der Hüfte zusammengehalten wird.
Der Rock ist kurzärmlig und endet in zackenförmigen Schößen.
Als Attribut hält Johannes in seiner linken Hand ein Lamm, das seinerseits ein Kreuz mit dem Banner des Auferstandenen umklammert. Dies ist das Lamm Gottes, das den gekreuzigten und dann auferstandenen Christus symbolisiert. Als Vorläufer und Täufer Jesu weist Johannes mit drei Fingern der rechten Hand, die Gerechtigkeit symbolisieren, auf das Gotteslamm als den kommenden Christus hin.
Den Kachelrahmen bilden zwei Säulen, auf deren Kapitellen ein Perlstab und ein mit Akanthusblättern geschmückter Bogen ruhen. In den oberen Ecken (Zwickeln) befinden sich glockenförmige Blumen mit kugelförmigen Staubblättern.